Schriftsteller und Nobelpreisträger Gerhart Hauptmann

Gerhart Johann Robert Hauptmann

Beginn, Entwicklung und Werdegang

Geboren am 15. November 1862 in Schlesien, mit dem er sich lebenslang verbunden fühlte, gab es in seinem Leben drei Pole, die ihn prägten und anzogen: das Riesengebirge, Italien und die Ostsee. Die Großstadt Berlin war Ausgangspunkt und Bestätigung seiner künstlerischen Erfolge, sie machte ihn berühmt. Aber gelebt hat er in Großstädten nie über längere Zeit. Er war sein Leben lang ein wissbegieriger und nachhaltig genießender Reisender.

Bildung & Heirat

Eigentlich wollte Hauptmann Bildhauer werden, besuchte die Kunstschulen in Breslau und Dresden und ließ sich von der griechischen und römischen Antike in Italien inspirieren, hörte aber auch Vorlesungen zu Philosophie, Naturwissenschaften und Geschichte in Jena und Berlin und nahm Schauspielunterricht.

Als er mit 23 Jahren heiratete, hatte er keinerlei Abschlüsse, war auf der Suche nach seiner künstlerischen Begabung, nach dem eigenen Weg. Die Heirat mit Marie Thienemann vom Hohenhaus, einer reichen Dresdener Kaufmannstochter, ermöglichte finanzielle Sicherheit. So konnte er sich eine Existenz als freier Schriftsteller aufbauen.

Hauptmann und Erkner

Marie und Gerhart Hauptmann kamen, gerade fünf Monate verheiratet, im Herbst 1885 nach Erkner. Der Umzug von ihrer ersten Wohnung (Berlin-Moabit) hierher war vornehmlich Gerharts angeschlagener Gesundheit geschuldet. Für Hauptmanns Entwicklung zum Schriftsteller kommt dem brandenburgischen Ort eine zentrale Bedeutung zu. Hier begann er sich für das Leben der einfachen Leute zu interessieren und die Routine seiner „Produktivspaziergänge“ zu kultivieren. > Mehr Infos zu Hauptmann und Erkner

Der Weg zum Erfolg

1889 wurde er ‚über Nacht berühmt' durch die skandalbegleitete Uraufführung seines ersten Dramas „Vor Sonnenaufgang" am Berliner Lessingtheater. Begeisterung und Ablehnung waren gleich groß.

Theodor Fontane erspürte das Talent Hauptmanns, er schrieb, dass „die Neuheit und Kühnheit der Probleme, die kunstvolle Schlichtheit der Sprache, die Gabe der Charakterisierung und dabei konsequenteste Durchführung der Handlung" das Stück auszeichnete und nannte Hauptmann einen stilvollen Realisten von Anfang bis Ende. Da war er gerade 27 Jahre.

Frühzeitig ist er in die Rolle eines Repräsentanten geraten, den viele Gruppen für sich reklamierten. Letztlich ist er aber eigene Wege gegangen, nach "seinem innerem Gesetz".

Gesellschaftskritiker

Als einer der bedeutendsten deutschen Dramatiker und wichtigster Vertreter des naturalistischen Dramas an der Schwelle des 20. Jahrhundert gefeiert, überwand er in seinen großen Dramen den vom Naturalismus proklamierten Determinismus von Milieu, Vererbung und Zeitumständen durch echte, realistische Menschendarstellung.

Seine sinnliche, vitale Fantasie ohne philosophische und intellektuelle Abgehobenheit und die Grundthemen seiner Werke - Not des einzelnen und soziales Elend der Massen, Zerfall der Familie und der Kleinbürgerwelt, Hochmut der Bürokratie, Streben und Leiden des Künstlers, und immer wieder der unterdrückte und abhängige, an seiner eigenen Triebhaftigkeit oder der Teilnahmslosigkeit der Umwelt zugrunde gehende Mensch - machen bis heute die Aktualität, Brisanz und Spielbarkeit seiner Stücke aus.

Sagen-, Mythen- und Märchenspiele mit symbolischen und Traumvisionen, z. T. in Versen, ebenso wie Stücke mit historischen und antiken Stoffen finden sich in seinem Werk. In den Romanen und Erzählungen vermischen sich oft Dichtung und Autobiographie, was die Lektüre spannend macht. Weniger erfolgreich hat er sich in der Lyrik versucht, doch gibt es auch dort Bleibendes.

Anerkennung

Gerhart Hauptmann gelang es mit seiner opportunistisch geprägten Grundhaltung in vier Staatsgefügen - dem Kaiserreich, der Weimarer Republik, dem Nationalsozialismus und dem Nachkriegsdeutschland - nicht nur relativ unbehelligt zu leben, sondern anerkannt, verehrt und gespielt zu werden. Hohe Auszeichnungen wurden ihm zuteil, 1912 erhielt er den Nobelpreis für Literatur, viele andere Preise (Goethe-Preis 1932, Grillparzer-Preise) folgten, er war mehrfacher Ehrendoktor.

In den 20er Jahren wurde Hauptmann zur Repräsentationsfigur der Weimarer Republik, nachdem der letzte Kaiser noch den "Rinnsteinpoet[en]" in ihm sah. Das Nazi-Regime hat ihn nicht gebilligt, aber geehrt, ausgewählte Stücke wurden gespielt. Nach Kriegsende sollte er den Ehrenvorsitz des Kulturbundes in Berlin übernehmen, sein Tod kam dem zuvor.